Ofenführerschein
Das gemütliche Kaminfeuer ist in Verruf gekommen. Bei der Verbrennung von Holz entstehen gesundheitsgefährdender Feinstaub und klimaschädliche Gase wie Methan. Das Umweltbundesamt rät inzwischen vom Heizen mit Holz ab. Es ist zwar ein nachwachsender Rohstoff, seine Verfeuerung helfe in der Summe jedoch nicht dem Klimaschutz, so die Behörde.
Weniger Luftverschmutzung mit Ofenführerschein
Die richtige Bedienung des Holzofens kann dazu beitragen, die Luftverschmutzung zu verringern. Einige Kommunen in Bayern bieten daher Einwohnern, die mit Holz heizen, einen kostenlosen Ofenführerschein an. Dabei handelt es sich um einen zweistündigen Online-Kurs der Ofenakademie, einem Bildungsunternehmen mit einem Schulungsteam aus Experten der Ofen- und Kaminbranche aus ganz Deutschland.
Forschungsergebnisse belegen, dass die optimierte Nutzung eines Holzofens deutlich weniger belastend für die Umwelt ist. 45 Prozent weniger Feinstaub, bis zu 30 Prozent weniger CO₂-Ausstoß und 67 Prozent weniger organische Stoffe werden durch den Kamin in die Luft geblasen, wenn der Ofen richtig bedient wird. Dass solche Schulungen etwas bringen, zeigte auch ein Versuch am Technologie- und Förderzentrum, kurz TFZ, am bayerischen Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe in Straubing. Der gleiche Ofen stieß dort nach der Schulung der Teilnehmenden 82 Prozent weniger Staub und 50 Prozent weniger Kohlenmonoxid aus.
Beim Heizen mit Holz kann man nicht viel falsch machen – möchte man meinen. Früher nutzten manche Leute ihren Kachelofen gedankenlos als private Müllverbrennungsanlage. Inzwischen hat sich glücklicherweise herumgesprochen, dass man damit die Umwelt verpestet und auch der eigenen Gesundheit schadet.
Aber durch die Energiekrise kommen jetzt wieder mehr Menschen auf zweifelhafte Sparideen beim Brennstoff für ihren Holz- oder Kachelofen:
Nur unbehandeltes trockenes Brennholz verwenden
Auch lackiertes oder mit anderen Mitteln behandeltes Holz darf nicht in einen Holz- oder Kachelofen. Das Gleiche gilt für feuchtes Holz. Nadelholz wie zum Beispiel Fichte muss zwei Jahre gelagert werden, bevor man es zum Heizen verwenden kann, Laubholz wie etwa Buche sogar drei Jahre.
Feuchte Brennstoffe bergen Brandgefahr
Wer ungeeignete oder feuchte Brennstoffe verwendet, belastet die Umwelt mit Abgasen und Feinstaub. Erkennbar ist das oft durch gelblichen Rauch aus dem Kamin. Man riskiert aber auch einen Kaminbrand. Denn durch diese Brennstoffe lagert sich im Kamin-Inneren Teer, sogenannter Glanzruß, ab. Der kann plötzlich von selbst zu brennen beginnen.
Dabei kann es zu gewaltigen Temperaturen von über 1000 Grad im Kamin kommen. Funkenflug am Dach ist dann das nächste Thema. Die Gefahr ist groß, dass der Dachstuhl Feuer fängt und am Ende das ganze Haus.
Fehler beim Umgang mit der Lüftungsklappe
Viele neue Holzofenbesitzer machen Fehler beim Hantieren mit der Lüftungsklappe am Ofen, beobachten die Kaminkehrer. Auch wenn man gut gelagertes Brennholz verwendet, also beim Brennstoff alles richtig macht, kann man durch falsche Handhabung dafür sorgen, dass kein vorschriftsmäßig brennendes Feuer entsteht.
Ein Bezirkskaminkehrermeister gibt für diese Klappe als grobe Faustregel einen Tipp: Demnach müssen in der Anheizphase alle Lüftungsklappen komplett aufbleiben. Wenn das Feuer im Ofen dann fünf bis zehn Minuten brennt, kann man sukzessive die Verbrennungsluft-Öffnungen schließen. Ganz zu macht man diese Klappen im Regelfall so gut wie nie.
Kaminkehrer erteilen Rat
Es gibt aber Ausnahmen. Deshalb raten die Kaminkehrermeister allen Ofenbesitzern, vor dem ersten Anheizen die Bedienungsanleitung genau durchzulesen. Bei einem neuen Holzofen oder der Wiederinbetriebnahme eines alten Ofens muss sowieso der zuständige Kaminkehrer dazugeholt werden.
Der Kaminkehrer sollte auch schauen, ob im Kamin alles in Ordnung ist. Gerade nach längeren Pausen können zum Beispiel Wespennester den Abzug verstopfen. Der Kamin kann baufällig oder die Mündung verlegt sein oder das Rauchrohr kann undicht sein, so dass er Falschluft anzieht, also Luft, die auf ungewollte Weise in den Feuerraum des Ofens gelangt.
Lebensgefährlich: Kohlenmonoxid
Wer feuchtes Holz oder ungeeignete Brennstoffe verwendet und dann noch Fehler mit der Lüftungsklappe macht, riskiert unter Umständen sogar eine Kohlenmonoxidvergiftung. Bei zu wenig Sauerstoffzufuhr bildet sich bei der Verbrennung kein CO2, sondern giftiges Kohlenmonoxid. Das verschlechtert den Wirkungsgrad der Feuerstätte und ist schlecht für die Umwelt, wenn es durch den Kamin entweicht. Wenn es nicht ganz entweicht, weil zum Beispiel der Kamin defekt ist, wird es lebensgefährlich.
Kohlenmonoxid sieht und riecht man nicht. Betroffenen wird übel, sie bekommen Kopfschmerzen, werden dann aber schnell bewusstlos. Das ist die größte Gefahr, weil man sich dann nicht mehr selbst retten kann, sondern das Gift weiter einatmet und stirbt.
Große Nachfrage nach Ofenführerschein
Die Nachfrage nach dem Ofenführerschein ist groß. Der Umweltbeirat der Stadt Bad Wörishofen beabsichtigt, allen interessierten Bürgern und Bürgerinnen im Rahmen einer Informationsveranstaltung sich von einem Fachmann informieren zu lassen.
Autor: Helmut Lemke (Mitglied im Umweltbeirat der Stadt Bad Wörishofen)